Samstag, Mai 23, 2009

Blumenkinder

Gestern wars mal wieder so weit, der Wetterbericht hatte Regen angesagt. Das kann eigentlich nur eins heißen: Pflanzenexkursion im Freien. Die stehen irgentwie unter nem schlechten Stern. Es ist die ganze Woche über schön, selbst Freitag Vormittag, aber wenn wir auf Exkursion sind, dann ist das Wetter schlagartig schlecht. Und dann ist es auch nicht überall schlecht, nein, die Regenwolke hängt nur über uns!

Thema war diesmal "Gewässer" und wir sollten uns alle nach dem Mittag in Bebenhausen auf dem Klosterparkplatz einfinden. Da es bei uns genug Autofahrer gibt, sind wir mit dem Auto gefahren. In Tübingen auf der Morgenstelle war das Wetter super. Blauer Himmel, keine Wolke und knapp 30°. -Da fiel mir dann auch wieder ein, dass ich mir ja noch mal eine Sonnencreme besorgen wollte.

Bebenhausen liegt kurz hinter Tübingen, gehört aber irgentwie auch noch dazu. Es ist 13km^2 groß, hat keine 400 Einwohner und ein Kloster. Wenn man nördlich aus Tübingen über den Berg rausfährt, kommt man in einen Wald. Im Tal dahinter liegt Bebenhausen auch schon. Der ganze Wald dort stinkt nach Knoblauch, da der ganze Boden mit Bärlauch übersäht ist.
Auf dem Parkplatz angekommen, sah man knapp 100 Studenten, die alle am lernen waren. Da gabs die Ankündigung, dass es ein Testat geben sollte. Abgefragt -so hatte man uns das zumindest letzte Woche gesagt- werden Erkennungsmerkmale von Pflanzenfamilien. -Nicht dass ich die besonders draufgehabt hätte...- Keiner wusste so recht, was wir erwarten sollten. Es gab alles von "Wer nicht besteht muss 5 Pflanzen zusätzlich für das Herbarium sammeln und wird nächste Woche nochmal mündlich abgefragt" bis zu der Annahme, dass das ganze mal wieder ein "wir verarschen das erste Semester"-Ding ist (wäre nicht das erste mal... die Physiker haben das auch schon gebracht).

Diesmal hatten wir einen anderen Führer; auch eine Pharmaziestudentin. Gott sei dank, der letzte war auch echt schlecht und unsympatisch.
Damit wir auch alle das Testat gut schreiben konnten, haben sich die Gruppen verteilt. Einige sind in den Klostergarten, wir und drei andere sind auf dem Parkplatz geblieben. Und dann gab es wirklich ein Testat! Wir saßen -wie die anderen Gruppen auch- im Kreis. Aber das gefiel der Uschi nicht so recht, und wir sollten uns umsetzten. Nachdem jeder drei mal mit dem Po rumgerutscht war -und wir den Kreis unwesentlich vergrößert hatten-, wars ihr recht.
Ja... bei dem scheiß Test kamen natürlich ganz andere Fragen dran, als die, auf die man sich vorbereitet hatte. Ich hab den Großteil geraten. Nach nichtmal 3 Minuten fing es an zu tropfen, aber das hält einen ja nicht vom schreiben ab -geschweige denn, dass es die Uschi dazu bringt, dass wir uns nen Unterstand im Kloster suchen. Nach einer weiteren Minute wurds dann schon doller. Jeder der konnte, hat sich nen Regenschirm aufgespannt und da drunter weitergeschrieben. Auf dem Parkplatz saßen dann überall Regenschirmpilze, die Leute drunter hat man in der Regel kaum gesehen.
Die Führerin meinte, wir könnten uns ja auch unter die Autos legen -jaa, das ist auch immer mein erster Gedanke, wenn es mal regnet und ich nicht nass werden will.
Julian und Bent haben es versucht, aber mehr als das Blatt und der Kopf passten nicht. Und dann gabs den absoluten Wolkenbruch. Da konnte man dann auch den trockenen Boden unter seinem Hintern vorm Regen nicht mehr schützen. Aber unterstellen konnte man sich auch nirgents. Also haben wir so weitergeschrieben.
Nach ner viertelstunde waren wir klitsch-nass, fertig aber haben auch viel gelacht. Und die Sonne kam natürlich auch wieder raus.

Anschließend sind wir erst im Klostergarten umhergelaufen und haben uns da die Blumen und Kräuter angeguckt. An einem Beet zeigte die Pflanzenführerin auf einen hüfthohen Busch (siehe Bild rechts => Weißdorn) "was ist das?"
Lorenz und ich standen direkt davor und haben natürlich auf das Schild geguckt und im Chor "Mariendiestel" gerufen. Bent, der hinter uns stand hat noch einen draufgesetzt mit "ich kann dir auch den lateinischen Namen sagen" und hat sich dann da einen abgebrochen. Von der Idee her war das ja gar nicht schlecht. Leider hatte jemand das richtige Schild von dem Busch wohl entfernt, und wir haben das vorgelesen, was eigentlich zu der Pflanze daneben gehörte.... (Bild links)

Dann wollten wir weiter raus in die Natur.
Ich hatte ja erwähnt, wie klein der Ort ist. Man sollte davon ausgehen, dass man rausfindet, ohne sich zu verlaufen. Meine Gruppe hat da so ne Eigendynamik...
Wir gehen durch eine kleine Gasse und kommen an eine noch kleinere T-Kreuzung. Auf einem pfeilförmigen Schild vor uns, welches nach links zeigt, steht Goldbachtal. Jemand ganz vorne ruft "links oder rechts?". Von hinten kommt die Antwort "rechts". Keine Ahnung, wers war, aber es war ein Junge und damit nicht unsere Führerin.
Wir also alle rechts rum. Nach knapp 200 Metern standen wir vor einer gemauerten Wand in einer Sackgasse. Ja, wir hätten nach links gehen sollen, denn wir wollten ins Goldbachtal, das wusste nur keiner! -schön dass uns die Dorfbewoner im Garten an der Sackgasse nicht so doof angeguckt haben...

Nachdem wir uns bis zum Dorfende bei jeder Pfütze und jedem Brunnen über das heutige Thema lustig gemacht hatten, kamen wir wirklich an einen kleinen Fluss.
Da wir etwas getrödelt hatten kam von der Pflanzenführerin ein "nun macht mal schneller Jungs". Ich hab nur unter der Hand "ja, danke" gesagt, aber das hat sie wohl gehört und danach hieß es dann "schneller Jungs und Mädel" oder -wenn wir übersehen hatten, dass sie bei einer Pflanze angehalten hatte- "Jungs und Mädel, kommt wieder zurück".

Eigentlich hatten wir sehr viel Spaß. Wir haben das vermeintliche Kraftwerk von Bebenhausen gefunden -eine kleine Wassermühle an einem idyllischen Wasserlaf-, waren an einem kleinen Tümpel von den Kaulquappen fasziniert -aber laut Führerin hat man für so was als Pharmazeut keine Zeit-, Jonny hat seine Dredlocks mit lauter bunten Blumen geschmückt und haben einen alten Herrn mit super niedlichem Hund -den wir natürlich streicheln mussten- im Wald getroffen, der uns erzählt hat, wie man den Unterschied zwischen Bärlauch und der Herbstzeitlosen (sehr giftig) erkennt, ohne sie vorher probieren zu müssen.

Gegen späten Nachmittag und knapp 3 km waren wir dann -durch die Sonne und das super Wetter- wieder trocken und am Kloster -wo wir dann erstmal fast alle aufs Klo sind.

wer nochmal den Wanderweg sehen will, hier ist ne Karte (am besten aus Satelit angucken):
Wanderweg